Viele Künstler mussten sich in ihrer Jugend gegen das eigene Elternhaus durchsetzen. Nicht so William Powell Frith: Sein Talent wurde schon früh vom eigenen Vater erkannt und gefördert, einem Hotelier in North Yorkshire.
Neben seinen großen,teils monumentalen Landschaftsbildern machte sich Frith vor allem durch Genre-Bilder einen Namen. Das Viktorianische Großbritannien war geprägt durch den Siegeslauf der Industrie, aber auch durch tiefe soziale Gegensätze vom großen Reichtum bis zu erdrückendem Massenelend. Frith gehörte zu den Malern, die sich nicht scheuten, die Armut auf Leinwand zu bannen. Das berühmte Gemälde "The Crossing Sweeper" zeigt einen zerlumpten kleinen Jungen, der sich anschickt, den Straßanabschnitt vor einer gutgekleideten Dame mit einem Reisigbesen vom Kot (etwa Pferdeäpfeln) zu säubern, um ein Trinkgeld zu ergattern. Auch zwei andere Werke von Frith, "The Derby Day" und "Ramsgate Sands", welche jeweils Massenszenen bei Pferderennen bzw. am Badestrand darstellen, sparen nicht am Kontrast zwischen Arm und Reich. "The Derby Day" vereint einhundert typische Figuren aller damals bekannter Sozialen Klassen. Schriftsteller wie Charles Dickens liehen der Armut eine Stimme - Maler wie Frith gaben ihr ein Gesicht. Nicht zufällig haben viele von Frith´s Gemälden Dickens´ Romane zum Thema. Manche von ihnen dienten später ihrerseits als Vorbild für Illustrationen. Dass John Powell Frith im Jahre 1858 in die Royal Academy gewählt wurde, veranschaulicht die sich wandelnde Einstellung seiner Zeitgenossen: Noch wenige Jahre zuvor war es undenkbar, dass Gemälde vom "Abschaum der Gesellschaft" ihren Weg in Großbritanniens höchsten Kunsttempel gefunden hätten.
Eine weitere Spezialität von John Powell Frith war die Anfertigung mehrerer Bildern zu demselben Thema - oft im Abstand von einigen Jahrzehnten. "The Crossing Sweeper" malte Frith dreimal, zuletzt im Jahre 1890 - stets trägt die Dame aktuelle Mode. Zu jener Zeit, nachdem "Jack the Rippers" Blutrausch das Massenelend im Londoner East End ins Scheinwerferlicht gezerrt hatte, war die Soziale Frage aktueller den je...
Freilich war Frith recht ambivalent: Der Maler harmonischer Familienbilder hatte zwölf Kinder von seiner Frau und sieben von seiner Geliebten - der Maler der Armut war zugleich ein Traditionalist, der moderne Kunstströmungen wie den Impressionismus, die Präraffaeliten und den Ästhetismus eines Oscar Wilde strikt ablehnte.
Viele Künstler mussten sich in ihrer Jugend gegen das eigene Elternhaus durchsetzen. Nicht so William Powell Frith: Sein Talent wurde schon früh vom eigenen Vater erkannt und gefördert, einem Hotelier in North Yorkshire.
Neben seinen großen,teils monumentalen Landschaftsbildern machte sich Frith vor allem durch Genre-Bilder einen Namen. Das Viktorianische Großbritannien war geprägt durch den Siegeslauf der Industrie, aber auch durch tiefe soziale Gegensätze vom großen Reichtum bis zu erdrückendem Massenelend. Frith gehörte zu den Malern, die sich nicht scheuten, die Armut auf Leinwand zu bannen. Das berühmte Gemälde "The Crossing Sweeper" zeigt einen zerlumpten kleinen Jungen, der sich anschickt, den Straßanabschnitt vor einer gutgekleideten Dame mit einem Reisigbesen vom Kot (etwa Pferdeäpfeln) zu säubern, um ein Trinkgeld zu ergattern. Auch zwei andere Werke von Frith, "The Derby Day" und "Ramsgate Sands", welche jeweils Massenszenen bei Pferderennen bzw. am Badestrand darstellen, sparen nicht am Kontrast zwischen Arm und Reich. "The Derby Day" vereint einhundert typische Figuren aller damals bekannter Sozialen Klassen. Schriftsteller wie Charles Dickens liehen der Armut eine Stimme - Maler wie Frith gaben ihr ein Gesicht. Nicht zufällig haben viele von Frith´s Gemälden Dickens´ Romane zum Thema. Manche von ihnen dienten später ihrerseits als Vorbild für Illustrationen. Dass John Powell Frith im Jahre 1858 in die Royal Academy gewählt wurde, veranschaulicht die sich wandelnde Einstellung seiner Zeitgenossen: Noch wenige Jahre zuvor war es undenkbar, dass Gemälde vom "Abschaum der Gesellschaft" ihren Weg in Großbritanniens höchsten Kunsttempel gefunden hätten.
Eine weitere Spezialität von John Powell Frith war die Anfertigung mehrerer Bildern zu demselben Thema - oft im Abstand von einigen Jahrzehnten. "The Crossing Sweeper" malte Frith dreimal, zuletzt im Jahre 1890 - stets trägt die Dame aktuelle Mode. Zu jener Zeit, nachdem "Jack the Rippers" Blutrausch das Massenelend im Londoner East End ins Scheinwerferlicht gezerrt hatte, war die Soziale Frage aktueller den je...
Freilich war Frith recht ambivalent: Der Maler harmonischer Familienbilder hatte zwölf Kinder von seiner Frau und sieben von seiner Geliebten - der Maler der Armut war zugleich ein Traditionalist, der moderne Kunstströmungen wie den Impressionismus, die Präraffaeliten und den Ästhetismus eines Oscar Wilde strikt ablehnte.
Seite 1 / 2