Indien – Traum vom besseren Leben für Thomas Daniell. Indien – Paläste, Hindu-Tempel, Ferner Osten, orientalische Exotik. Indien – geschüttelt von Kriegen, Hungersnöten, Armut, Verheerungen, sozialen Verwerfungen, Widerstand gegen die Eroberer. Indien – Objekt der Begierde für die British East India Company, Handelsgesellschaft zur Kolonialisierung des indischen Subkontinents.
1784 erhält der gelernte Wappen- und Landschaftsmaler Thomas Daniell von der Ostindien-Kompanie die Erlaubnis in Kalkutta als Kupferstecher zu arbeiten. Indien kann ein guter Markt für den Künstler sein: Bilder zeigen das fremde Land, schaffen eine Verbindung zwischen dem fernen Subkontinent und der britischen Heimat, bedienen zugleich deren Wünsche und Träume von orientalischer Exotik, von Prachtbauten wie aus den Märchen von 1001 Nacht. Bilder zeigen aber auch die neue, die gerade entstehende Kolonialarchitektur, die Verwaltungsbauten der Briten und dokumentieren den britischen Herrschaftsanspruch in Indien. Und nicht zuletzt schmücken Bilder die Wohnsitze der Engländer, der "Expatriates", in Kalkutta. Sieben Jahre, bis 1793, bereisen Thomas Daniell und sein 16jährigen Neffe William Daniell Indien, zur damaligen Zeit hieß das: zu Fuß oder reitend, mit Ochsenkarren, im Boot, den Ganges hoch von Kalkutta bis Srinagar, von Madras aus quer durch Mysore und schließlich auch nach Bombay. Ihre Skizzen und Aquarelle zeigen einschüchternd "moderne" englische Kasernen und Regierungssitze, zeigen exotische Paläste, Mausoleen, Pagoden, Denkmäler, Ruinen, Tempel, oft märchenhaft verklärt und vordergründig nichts als pittoresk inmitten der "exotischen" indischen Landschaft platziert. Kaum einmal tauchen Menschen darin auf, und wenn, dann meist nur schemenhaft. In ihren Stadtansichten ist Kalkutta eine großzügige blendend weiße Stadt im neoklassischen Stil. Keine Spur in ihren Bildern von Krieg und Elend (wohl aber in den Tagebüchern von William Daniell).
Ihre indischen Bauten, als Landmarken in die Landschaft gesetzt, wirken wie Architekturmodelle – und das hat seinen Grund: Eine Camera Obscura erlaubte es ihnen Objekte in großer Entfernung detailliert und perspektivisch richtig zu betrachten – fast wie beim Fotografieren. Über ein Loch in der Wand eines verschlossenen, dunklen Raums oder Kasten dringt der Lichtstrahl ein und "wirft" das invertierte, aber sehr genaue Bild auf die gegenüberliegende Wand oder Leinwand. Dies hilft dabei, Proportionen, Umrisse und Punkte für das menschliche Auge korrekt auf einer Fläche, in 2D, festzuhalten. Die Daniells machten direkt vor Ort eine Zeichnung und fertigten von einigen Entwürfen noch in Kalkutta Ölgemälde, Stiche und Aquatinta-Radierungen an, "malerische", tuscheartige Radierungen mit starken Farbverläufen. Großartige Beispiele für dieses Verfahren sind unter anderem Francisco de Goyas "Caprichos".
Der Verkauf ihrer Kunstwerke lief aber in Indien nicht so gut wie erwartet, außerdem waren die Daniells gesundheitlich angeschlagen. Zurück in England, schufen sie ab 1795 144 Aquatinta für ihr Projekt "Oriental Scenery", eine exklusive Serie, die im Abonnement zu zwei Stichen alle zwei Monate vertrieben wurde. Das komplette gebundene Werk der "Oriental Scenery" mit sechs Bänden war erst 1808 fertiggestellt und ist bis heute stilprägend für orientalisierendes Dekor.
Indien – Traum vom besseren Leben für Thomas Daniell. Indien – Paläste, Hindu-Tempel, Ferner Osten, orientalische Exotik. Indien – geschüttelt von Kriegen, Hungersnöten, Armut, Verheerungen, sozialen Verwerfungen, Widerstand gegen die Eroberer. Indien – Objekt der Begierde für die British East India Company, Handelsgesellschaft zur Kolonialisierung des indischen Subkontinents.
1784 erhält der gelernte Wappen- und Landschaftsmaler Thomas Daniell von der Ostindien-Kompanie die Erlaubnis in Kalkutta als Kupferstecher zu arbeiten. Indien kann ein guter Markt für den Künstler sein: Bilder zeigen das fremde Land, schaffen eine Verbindung zwischen dem fernen Subkontinent und der britischen Heimat, bedienen zugleich deren Wünsche und Träume von orientalischer Exotik, von Prachtbauten wie aus den Märchen von 1001 Nacht. Bilder zeigen aber auch die neue, die gerade entstehende Kolonialarchitektur, die Verwaltungsbauten der Briten und dokumentieren den britischen Herrschaftsanspruch in Indien. Und nicht zuletzt schmücken Bilder die Wohnsitze der Engländer, der "Expatriates", in Kalkutta. Sieben Jahre, bis 1793, bereisen Thomas Daniell und sein 16jährigen Neffe William Daniell Indien, zur damaligen Zeit hieß das: zu Fuß oder reitend, mit Ochsenkarren, im Boot, den Ganges hoch von Kalkutta bis Srinagar, von Madras aus quer durch Mysore und schließlich auch nach Bombay. Ihre Skizzen und Aquarelle zeigen einschüchternd "moderne" englische Kasernen und Regierungssitze, zeigen exotische Paläste, Mausoleen, Pagoden, Denkmäler, Ruinen, Tempel, oft märchenhaft verklärt und vordergründig nichts als pittoresk inmitten der "exotischen" indischen Landschaft platziert. Kaum einmal tauchen Menschen darin auf, und wenn, dann meist nur schemenhaft. In ihren Stadtansichten ist Kalkutta eine großzügige blendend weiße Stadt im neoklassischen Stil. Keine Spur in ihren Bildern von Krieg und Elend (wohl aber in den Tagebüchern von William Daniell).
Ihre indischen Bauten, als Landmarken in die Landschaft gesetzt, wirken wie Architekturmodelle – und das hat seinen Grund: Eine Camera Obscura erlaubte es ihnen Objekte in großer Entfernung detailliert und perspektivisch richtig zu betrachten – fast wie beim Fotografieren. Über ein Loch in der Wand eines verschlossenen, dunklen Raums oder Kasten dringt der Lichtstrahl ein und "wirft" das invertierte, aber sehr genaue Bild auf die gegenüberliegende Wand oder Leinwand. Dies hilft dabei, Proportionen, Umrisse und Punkte für das menschliche Auge korrekt auf einer Fläche, in 2D, festzuhalten. Die Daniells machten direkt vor Ort eine Zeichnung und fertigten von einigen Entwürfen noch in Kalkutta Ölgemälde, Stiche und Aquatinta-Radierungen an, "malerische", tuscheartige Radierungen mit starken Farbverläufen. Großartige Beispiele für dieses Verfahren sind unter anderem Francisco de Goyas "Caprichos".
Der Verkauf ihrer Kunstwerke lief aber in Indien nicht so gut wie erwartet, außerdem waren die Daniells gesundheitlich angeschlagen. Zurück in England, schufen sie ab 1795 144 Aquatinta für ihr Projekt "Oriental Scenery", eine exklusive Serie, die im Abonnement zu zwei Stichen alle zwei Monate vertrieben wurde. Das komplette gebundene Werk der "Oriental Scenery" mit sechs Bänden war erst 1808 fertiggestellt und ist bis heute stilprägend für orientalisierendes Dekor.
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