Venedig war etwa ab 10. Jahrhundert eine der bestimmenden Handelsgroßmächte des Mittelmeers – und damit der "westlichen", der europäischen Welt. Es ist leicht einsehbar, dass maritime Navigation und Kartographie für eine Seerepublik wie Venedig existenziell sind – etwa so wichtig wie für Deutschland ab Ende des 19. Jahrhunderts die sprichwörtliche 'deutsche Ingenieurskunst'. Battista Agnese ist einer der wichtigsten Kartographen im spätmittelalterlichen Venedig – und doch schon einer, der mit seinen Werken das Ende der Vormachtstellung Venedigs veranschaulicht. Und einer, über den kaum etwas bekannt ist, obwohl es im 16. Jahrhundert an amtlichen oder privaten Notizen keinen Mangel gab. Über ihn weiß man nur, was er selbst auf seinen Karten zwischen 1536 und 1564 notierte. Er wurde um 1500 in Genua, der früheren Großmacht im westlichen Mittelmeer, geboren und arbeitete etwa von 1515 bis zu seinem Tod um 1564 in Venedig. Seine Werkstatt – die Fertigungsstätten verteilten sich auf Venedig, Mallorca, Lissabon und Sevilla – gilt als produktivste der damaligen Zeit. Mehr als tausend Karten sind erhalten geblieben, Handschriften, einzelne Seekarten (Portolane) und Atlanten mit bis zu 30 Blättern, die sich über ganz Europa verteilt finden. Obwohl es auch damals schon Drucktechnik zur Reproduktion gab, waren Agneses Karten aufwendig handbemalte Pergamente.
Die Karten sind inzwischen akribisch untersucht worden, und so hat man beispielsweise herausgefunden, dass Benennungen einer bestimmten Handschrift, Symbole wieder einer anderen Hand zugeordnet werden können. Agnese muss spezialisierte Kalligraphen und Experten für die farbigen oder goldenen Dekorationen und Bebilderungen beschäftigt haben. Die Abmessungen und Form von Land und Meer waren damals trotz einiger Verzerrungen schon relativ genau, aber es gibt kein Gitternetz aus Längen- und Breitengraden, sondern ein verwirrendes Netz von Linien, die strahlenförmig von sechzehn Strahlenzentren aus zum Kartenrand führen und mit denen Richtung und Kurs bestimmt wurden.
Agneses Seekarten umfassen neben der eigentlichen Karte auch Informationen zu Ländern, Küsten und Hafenstädten (daher auch der Name "Portolane"). Sie wurden im Laufe der Zeit mit neu eingehenden Informationen von Händlern und Seefahrern ergänzt und aktualisiert. So wanderte ab Ende des 15. Jahrhunderts mit Columbus' Atlantiküberquerung und Magellans Weltumsegelung der "Kartenhorizont", die Kartierung der bekannten Landmassen und ihrer Küsten, über den "Tellerrand" des Mittelmeeres hinaus in die Weite des Westens. Battista Agnese widmete Magellans Weltumsegelung sogar ein eigenes Blatt, eine Weltkarte mit Magellans Reiseroute. Unerforschtes Land wird auf den Weltkarten verschwommen und nebulös dargestellt und nur langsam nehmen die Umrisse der gerade entdeckten Kontinente Gestalt an. So fehlt das südliche Kalifornien in den frühen Karten von Agnese, um dann als Halbinsel nach und nach Gestalt anzunehmen. Battista Agneses Venedig aber, Handelsgroßmacht im Mittelmeer, musste der große Verlierer dieser Entwicklung sein, denn nun verlagerte sich der Handel nach Westen auf den Atlantik – so wie seit etwa einhundert Jahren die Atlantikanrainer gegenüber den Ländern am Pazifik an Bedeutung einbüßen.
Venedig war etwa ab 10. Jahrhundert eine der bestimmenden Handelsgroßmächte des Mittelmeers – und damit der "westlichen", der europäischen Welt. Es ist leicht einsehbar, dass maritime Navigation und Kartographie für eine Seerepublik wie Venedig existenziell sind – etwa so wichtig wie für Deutschland ab Ende des 19. Jahrhunderts die sprichwörtliche 'deutsche Ingenieurskunst'. Battista Agnese ist einer der wichtigsten Kartographen im spätmittelalterlichen Venedig – und doch schon einer, der mit seinen Werken das Ende der Vormachtstellung Venedigs veranschaulicht. Und einer, über den kaum etwas bekannt ist, obwohl es im 16. Jahrhundert an amtlichen oder privaten Notizen keinen Mangel gab. Über ihn weiß man nur, was er selbst auf seinen Karten zwischen 1536 und 1564 notierte. Er wurde um 1500 in Genua, der früheren Großmacht im westlichen Mittelmeer, geboren und arbeitete etwa von 1515 bis zu seinem Tod um 1564 in Venedig. Seine Werkstatt – die Fertigungsstätten verteilten sich auf Venedig, Mallorca, Lissabon und Sevilla – gilt als produktivste der damaligen Zeit. Mehr als tausend Karten sind erhalten geblieben, Handschriften, einzelne Seekarten (Portolane) und Atlanten mit bis zu 30 Blättern, die sich über ganz Europa verteilt finden. Obwohl es auch damals schon Drucktechnik zur Reproduktion gab, waren Agneses Karten aufwendig handbemalte Pergamente.
Die Karten sind inzwischen akribisch untersucht worden, und so hat man beispielsweise herausgefunden, dass Benennungen einer bestimmten Handschrift, Symbole wieder einer anderen Hand zugeordnet werden können. Agnese muss spezialisierte Kalligraphen und Experten für die farbigen oder goldenen Dekorationen und Bebilderungen beschäftigt haben. Die Abmessungen und Form von Land und Meer waren damals trotz einiger Verzerrungen schon relativ genau, aber es gibt kein Gitternetz aus Längen- und Breitengraden, sondern ein verwirrendes Netz von Linien, die strahlenförmig von sechzehn Strahlenzentren aus zum Kartenrand führen und mit denen Richtung und Kurs bestimmt wurden.
Agneses Seekarten umfassen neben der eigentlichen Karte auch Informationen zu Ländern, Küsten und Hafenstädten (daher auch der Name "Portolane"). Sie wurden im Laufe der Zeit mit neu eingehenden Informationen von Händlern und Seefahrern ergänzt und aktualisiert. So wanderte ab Ende des 15. Jahrhunderts mit Columbus' Atlantiküberquerung und Magellans Weltumsegelung der "Kartenhorizont", die Kartierung der bekannten Landmassen und ihrer Küsten, über den "Tellerrand" des Mittelmeeres hinaus in die Weite des Westens. Battista Agnese widmete Magellans Weltumsegelung sogar ein eigenes Blatt, eine Weltkarte mit Magellans Reiseroute. Unerforschtes Land wird auf den Weltkarten verschwommen und nebulös dargestellt und nur langsam nehmen die Umrisse der gerade entdeckten Kontinente Gestalt an. So fehlt das südliche Kalifornien in den frühen Karten von Agnese, um dann als Halbinsel nach und nach Gestalt anzunehmen. Battista Agneses Venedig aber, Handelsgroßmacht im Mittelmeer, musste der große Verlierer dieser Entwicklung sein, denn nun verlagerte sich der Handel nach Westen auf den Atlantik – so wie seit etwa einhundert Jahren die Atlantikanrainer gegenüber den Ländern am Pazifik an Bedeutung einbüßen.
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