Erinnern Sie sich noch an den kleidsam behüteten Kopf eines Mannes aus der Renaissance, der einst mit entschlossenem Blick den 50-Mark-Geldschein der Bundesrepublik Deutschland zierte? Dies war ein Ausschnitt des Porträts von Hans Urmiller, das von Barthel Beham, einem der bemerkenswertesten deutschen Künstler des 16. Jahrhunderts gemalt wurde. Zusammen mit seinem kleinen Sohn steht der Mann heute noch sehr lebendig und geschmackvoll gekleidet vor uns – und kann im Städel in Frankfurt bewundert werden.
Schon in jungen Jahren tat sich der Nürnberger Künstler Barthel Beham als Schöpfer von auffallend meisterhaften Kupferstichen hervor. Er ist ein deutlich jüngerer Zeitgenosse Albrecht Dürers, und von ihm sind auch seine ausdrucksstarken Porträts von Patriziern und adligen Herrschern beeinflusst. Beham stand in produktiver Konkurrenz zum großen Meister, war aber aufrührerischer als dieser. Er schloss sich den radikalen Reformatoren um Thomas Müntzer an und folgte ihren sozialrevolutionären Parolen, um schließlich in Schimpf und Schande aus der Stadt verbannt zu werden. Beham ging nach München und fortan widmete er sein Können den Herrschenden: Er wurde Hofmaler beim humanistisch gesinnten Herzog von Bayern, der ihn umfassend förderte. Fein gewandete Damen und Herren des Münchner Patriziats ließen sich bevorzugt von diesem Nürnberger Meister porträtieren: Die Frauen zeigten sich mit ihren prachtvollen Hauben, Pelzen und Ketten, manchmal sogar mit ihren Haustieren, wie bei der berühmten Frau mit Papagei. Bei den Männern fällt vor allem der nachdenkliche, geradezu psychologisierend aufgefasste Blick auf. Die gemalten oder gestochenen Porträts sollten die Memoria, die Erinnerung an diese Persönlichkeiten auch nach ihrem Tode sichern, dies war ein typischer Gedanke während der Renaissance. So ließ sich der bedeutende bayerische Politiker Leonhard von Eck sowohl im Gemälde wie auch im auflagenstarken Kupferstich von Barthel Beham darstellen. Der Meister schuf Werke, die humanistisch gebildeten Kunstsammlern gefallen sollten. Auf einem dieser rätselhaften Tafelbilder sehen wir eine nackte junge Frau, die – noch unbemerkt – bereits vom Tod umarmt wird. Nichts ist vergänglicher als die Schönheit der Jugend, dies wird noch drastisch unterstrichen durch den Leichnam einer Frau im Totenhemd hinter ihr. Ein Memento Mori verstörender Art!
Als Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand in München weilten, wurden auch sie auf die Künste des Meisters aufmerksam und ließen sich von ihm porträtieren. Herzog Wilhelm IV. hatte noch einiges vor mit seinem vielversprechenden jungen Hofmaler, so schickte er ihn nach Italien, wo dieser seine Kunst weiter vervollkommnen sollte. Doch dort ereilte Beham eine schwere Krankheit, der er mit nur 38 Jahren erlag. Hätte er länger gelebt, würden wir ihn vielleicht in einem Atemzug mit Dürer oder Hans Baldung Grien nennen, stattdessen ist er bis heute ein leider relativ unbekanntes Genie geblieben, das es zu entdecken gilt.
Erinnern Sie sich noch an den kleidsam behüteten Kopf eines Mannes aus der Renaissance, der einst mit entschlossenem Blick den 50-Mark-Geldschein der Bundesrepublik Deutschland zierte? Dies war ein Ausschnitt des Porträts von Hans Urmiller, das von Barthel Beham, einem der bemerkenswertesten deutschen Künstler des 16. Jahrhunderts gemalt wurde. Zusammen mit seinem kleinen Sohn steht der Mann heute noch sehr lebendig und geschmackvoll gekleidet vor uns – und kann im Städel in Frankfurt bewundert werden.
Schon in jungen Jahren tat sich der Nürnberger Künstler Barthel Beham als Schöpfer von auffallend meisterhaften Kupferstichen hervor. Er ist ein deutlich jüngerer Zeitgenosse Albrecht Dürers, und von ihm sind auch seine ausdrucksstarken Porträts von Patriziern und adligen Herrschern beeinflusst. Beham stand in produktiver Konkurrenz zum großen Meister, war aber aufrührerischer als dieser. Er schloss sich den radikalen Reformatoren um Thomas Müntzer an und folgte ihren sozialrevolutionären Parolen, um schließlich in Schimpf und Schande aus der Stadt verbannt zu werden. Beham ging nach München und fortan widmete er sein Können den Herrschenden: Er wurde Hofmaler beim humanistisch gesinnten Herzog von Bayern, der ihn umfassend förderte. Fein gewandete Damen und Herren des Münchner Patriziats ließen sich bevorzugt von diesem Nürnberger Meister porträtieren: Die Frauen zeigten sich mit ihren prachtvollen Hauben, Pelzen und Ketten, manchmal sogar mit ihren Haustieren, wie bei der berühmten Frau mit Papagei. Bei den Männern fällt vor allem der nachdenkliche, geradezu psychologisierend aufgefasste Blick auf. Die gemalten oder gestochenen Porträts sollten die Memoria, die Erinnerung an diese Persönlichkeiten auch nach ihrem Tode sichern, dies war ein typischer Gedanke während der Renaissance. So ließ sich der bedeutende bayerische Politiker Leonhard von Eck sowohl im Gemälde wie auch im auflagenstarken Kupferstich von Barthel Beham darstellen. Der Meister schuf Werke, die humanistisch gebildeten Kunstsammlern gefallen sollten. Auf einem dieser rätselhaften Tafelbilder sehen wir eine nackte junge Frau, die – noch unbemerkt – bereits vom Tod umarmt wird. Nichts ist vergänglicher als die Schönheit der Jugend, dies wird noch drastisch unterstrichen durch den Leichnam einer Frau im Totenhemd hinter ihr. Ein Memento Mori verstörender Art!
Als Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand in München weilten, wurden auch sie auf die Künste des Meisters aufmerksam und ließen sich von ihm porträtieren. Herzog Wilhelm IV. hatte noch einiges vor mit seinem vielversprechenden jungen Hofmaler, so schickte er ihn nach Italien, wo dieser seine Kunst weiter vervollkommnen sollte. Doch dort ereilte Beham eine schwere Krankheit, der er mit nur 38 Jahren erlag. Hätte er länger gelebt, würden wir ihn vielleicht in einem Atemzug mit Dürer oder Hans Baldung Grien nennen, stattdessen ist er bis heute ein leider relativ unbekanntes Genie geblieben, das es zu entdecken gilt.
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