Wo soll man anfangen, bei diesem Leonardo da Vinci des 19. Jahrhunderts, der so weit gestreuten Interessen nachging und so deutliche Spuren in der Kunstgeschichte hinterließ? In seinen Erinnerungen erwähnt John Ruskin, dass er sich im Vorschulalter das Lesen und Schreiben bereits selbst beigebracht habe. Er begleitete seine Eltern auf Geschäftsreisen zunächst auf der britischen Insel, später nach Frankreich, Belgien, Deutschland und in die Schweiz. Er besichtigte mit ihnen Herrenhäuser, Gärten, Galerien und andere kulturell interessante Einrichtungen. So wurde früh der Grundstein für sein Interesse an Architektur, Geschichte und Kunst gelegt. Ebenso nachhaltig beeindruckten ihn die Alpen und andere außergewöhnliche Naturansichten. Eher unmotiviert absolvierte er ein Studium in Oxford und arbeitete fast 20 Jahre lang an seiner „Geschichte der modernen Malerei“, die eine enge Förderung und Verbundenheit zum britischen Maler William Turner hervorbrachte. Ruskin war einer der bedeutendsten Mitglieder der Arts-and-Crafts-Bewegung, dem englischen Gegenstück zum kontinentalen Jugendstil. Er verteidigte den Malstil des Präraffaeliten John Everett Millais, obwohl ihm dieser die Ehefrau ausspannte. Generell war er glücklos, was Beziehungen zu Frauen anging. Er musste sich mit platonischen Freundschaften oder abgelehnten Heiratsanträgen zufriedengeben.
Umso enthusiastischer betrieb Ruskin seine kunsthistorischen Studien. Mit den Abhandlungen „Die Sieben Lampen der Architektur“ und „Die Steine von Venedig“ legte er Meilensteine der Architekturtheorie vor. Er schuf Grundlagen für den Umgang mit zeitgenössischer Baukunst ebenso wie für Theorie und Praxis in der Denkmalpflege. Letztere standen im Widerspruch zu den Ansichten des Franzosen Eugène Viollet-le-Duc, da Ruskin einen Erhalt historischer Umgestaltungen bei Architekturdenkmälern befürwortete, während Viollet-le-Duc dafür plädierte, historische Bauten in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Ruskins besonderes Augenmerk galt der Epoche der Gotik, die im 19. Jahrhundert als Neogotik gerne neu interpretiert wurde und in der Architektur ebenso Einzug hielt wie in das Kunstgewerbe und die Malerei. Er hatte einen Lehrstuhl für Kunstgeschichte in Oxford inne und über ein halbes Jahrhundert lang befasste Ruskin sich öffentlich mit Natur, Geologie, Architektur, Kunst und Literatur. Er betrachtete wirtschaftliche Aspekte, leistete Beiträge im Bereich Mythologie und diskutierte ethische, geschichtliche oder religiöse Fragen. Seine Skepsis gegenüber der zunehmenden Industrialisierung, seine Bedenken gegenüber dem Verlust handwerklicher Fähigkeiten und nicht zuletzt seine Sozialkritik an Kapitalismus und Marxismus beeinflussten zahlreiche Persönlichkeiten, unten Ihnen beispielsweise Mahatma Gandhi.
Als Schriftsteller, Kunsthistoriker und Sozialphilosoph konzentrierte sich sein Wirken im Bereich Malerei und Grafik auf detailgetreue Architekturansichten, realistische Landschaftsimpressionen und ausgewählte Naturstudien, die sein weitgefächertes Interesse widerspiegeln. Mit seinen Selbstporträts hingegen schien er rein sich selbst und seine mannigfaltigen Interessen ergründet zu haben.
Wo soll man anfangen, bei diesem Leonardo da Vinci des 19. Jahrhunderts, der so weit gestreuten Interessen nachging und so deutliche Spuren in der Kunstgeschichte hinterließ? In seinen Erinnerungen erwähnt John Ruskin, dass er sich im Vorschulalter das Lesen und Schreiben bereits selbst beigebracht habe. Er begleitete seine Eltern auf Geschäftsreisen zunächst auf der britischen Insel, später nach Frankreich, Belgien, Deutschland und in die Schweiz. Er besichtigte mit ihnen Herrenhäuser, Gärten, Galerien und andere kulturell interessante Einrichtungen. So wurde früh der Grundstein für sein Interesse an Architektur, Geschichte und Kunst gelegt. Ebenso nachhaltig beeindruckten ihn die Alpen und andere außergewöhnliche Naturansichten. Eher unmotiviert absolvierte er ein Studium in Oxford und arbeitete fast 20 Jahre lang an seiner „Geschichte der modernen Malerei“, die eine enge Förderung und Verbundenheit zum britischen Maler William Turner hervorbrachte. Ruskin war einer der bedeutendsten Mitglieder der Arts-and-Crafts-Bewegung, dem englischen Gegenstück zum kontinentalen Jugendstil. Er verteidigte den Malstil des Präraffaeliten John Everett Millais, obwohl ihm dieser die Ehefrau ausspannte. Generell war er glücklos, was Beziehungen zu Frauen anging. Er musste sich mit platonischen Freundschaften oder abgelehnten Heiratsanträgen zufriedengeben.
Umso enthusiastischer betrieb Ruskin seine kunsthistorischen Studien. Mit den Abhandlungen „Die Sieben Lampen der Architektur“ und „Die Steine von Venedig“ legte er Meilensteine der Architekturtheorie vor. Er schuf Grundlagen für den Umgang mit zeitgenössischer Baukunst ebenso wie für Theorie und Praxis in der Denkmalpflege. Letztere standen im Widerspruch zu den Ansichten des Franzosen Eugène Viollet-le-Duc, da Ruskin einen Erhalt historischer Umgestaltungen bei Architekturdenkmälern befürwortete, während Viollet-le-Duc dafür plädierte, historische Bauten in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Ruskins besonderes Augenmerk galt der Epoche der Gotik, die im 19. Jahrhundert als Neogotik gerne neu interpretiert wurde und in der Architektur ebenso Einzug hielt wie in das Kunstgewerbe und die Malerei. Er hatte einen Lehrstuhl für Kunstgeschichte in Oxford inne und über ein halbes Jahrhundert lang befasste Ruskin sich öffentlich mit Natur, Geologie, Architektur, Kunst und Literatur. Er betrachtete wirtschaftliche Aspekte, leistete Beiträge im Bereich Mythologie und diskutierte ethische, geschichtliche oder religiöse Fragen. Seine Skepsis gegenüber der zunehmenden Industrialisierung, seine Bedenken gegenüber dem Verlust handwerklicher Fähigkeiten und nicht zuletzt seine Sozialkritik an Kapitalismus und Marxismus beeinflussten zahlreiche Persönlichkeiten, unten Ihnen beispielsweise Mahatma Gandhi.
Als Schriftsteller, Kunsthistoriker und Sozialphilosoph konzentrierte sich sein Wirken im Bereich Malerei und Grafik auf detailgetreue Architekturansichten, realistische Landschaftsimpressionen und ausgewählte Naturstudien, die sein weitgefächertes Interesse widerspiegeln. Mit seinen Selbstporträts hingegen schien er rein sich selbst und seine mannigfaltigen Interessen ergründet zu haben.
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